Schulhaus Burghalde, Baden
In der Tradition von Hanggärten
Sekundarstufenzentrum Burghalde
5400 Baden
Anonymer Projektwettbewerb
der Stadt Baden 2013
1. Preis
Realisierung ab 2018
Fertigstellung Ende 2021
Das Projekt
Das Modell
Der heute wild durchgrünte Aussenraum der Schule Burghalde überlagert die Gartenanlage der Villa Burghalde, welche 1905/06 vom Gartenarchitekten Evariste Mertens in die damals bis nach Wettingen reichenden Weinhänge angelegt wurde. Nur der unmittelbare Bereich um die Villa mit der Musikschule steht heute unter gartendenkmalpflegerischem Schutz. Ihre ursprünglichen landschaftsräumlichen Bezüge und Qualitäten hat die Gartenanlage infolge der Umgestaltung für schulische Zwecke in verschiedenen Bauetappen fast vollständig verloren.
Grundlegender Teil des neuen Aussenraumes im gewonnenen Projektwettbewerb sind die neuen Terrassen mit vorgepflanzten geschnittenen Hecken. Die Aussenräume sind mit den bestehenden und neuen Gebäuden technisch, gestalterisch und kulturhistorisch stark verknüpft.
Das kommunal geschützte Gebäude Burghalde I und die kantonal geschützte Villa Burghalde mit Gartenpavillon sowie die ehemaligen Stallungen und das Kutscherhaus der Villa am südlichen Rand des Areals werden respektvoll in die Gesamtanlage integriert. Die neu geschaffene Grundstruktur für den Aussenraum zur Schule nimmt eine Tradition von Hanggärten auf, welche vor allem in alten italienischen und französischen Villengärten zu finden ist. (z.B. in Italien: Villa Carlotta am Comer See, Isola Bella im Lago Maggiore, Villa Garzoni in Collodi, Villa Medici in Fiesole - z.B. in Frankreich: Maison La Gaude bei Aix-en-Provence, Jardins de Gourdon Provence, Jardins de Brécy Normandie, Jahrein d’Alberts Bouc-Bel-Air).
Zwei neue sorgfältig proportionierte und präzise gesetzte Schulgebäude, Burghalde II und III, flankieren den neuen Aussenraum vor der Villa und fassen seitlich den neuen Grünraum. Die ehemalige Gartenanlage zwischen dem Kutscherhaus und der Villa Burghalde wird mit drei neuen hangparallelen Terrassen gegliedert. Dadurch wird mehr ebene Fläche zur Nutzung durch die Schule frei. Es entstehen 5 Garten-Ebenen mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten und Zugängen zu den Gebäuden. Entsprechend ihrer Lage im Hang und der Gebäudenutzung sind den Garten-Ebenen unterschiedliche Orte immanent, Orte denen wir Namen gaben. Die Namen sollen das Wesen der neuen Anlage prägen und eine bestimmte Stimmung evozieren: «Burghalde Belvedere» - «Brunnenterrasse» - «Papa-Moll-Platz» - «Gartenterrasse» - «Baumkanzeln» - «Schulterrasse» - «Mensaterrasse» - «Esplanade» - «Künstlerhof» - «Gartenhof» - «Sporthof» - «Vorstadtplatz».
Katalog Modellbilder
Brunnenstudien
Während die Ebenen nutzbar und bespielbar sind, verweisen die geschnittenen Hecken, die Vertikalen, zum grünen ehemaligen Gartenraum. Zusammen mit der «Gartenterrasse» sind die geschnittenen Hecken quasi die Reminiszenz an die ehemalige Gartenanlage (BNO 2013 §20-23). Die Bäume überlagern die Terrassen und inszenieren damit das Ausgreifen des Grünraumes zwischen die Häuser. Die Sicht vom Kutscherhaus an der Mellingerstrasse auf die Villa Burghalde wird wiederhergestellt und mit einer doppelten Baumreihe aus gefüllten Vogelkirschen einmal im Jahr im Mai hervorgehoben. Baumgruppen mit je vier Bäumen, z.B. Flaumeichen, Winterlinden oder Mehlbeeren ergänzen diese Baumreihen und setzen Gebäude und Garten präzise in Beziehung.
Die Durchwegung der Anlage wird verbessert indem einerseits der Zugang von der Burghaldenstrasse geöffnet wird und andererseits alle Zugänge, auch von der Mellingerstrasse und des Schlossburgweges, Teil des neuen Erscheinungsbildes der Schule werden. Die grossen Flächen werden mit einem wassergestrahlten weiss-beigen Asphalt belegt, der wie ein fester Kies erscheint. Zusammen mit dem kiesähnlichen festen Belag schaffen Baumkanzeln den Übergang von der Stadt zur Schulanlage und stärken die Identifikation mit der Burghalde. Die Baumkanzeln sind mit geschnittenen Eibenhecken eingefasst, sind zugleich Erinnerung an die Eibenwälder vor Burgen und stellen kleinräumige aber einsehbare Rückzugsorte zur Verfügung. Die Baumkanzeln werden spielerisch über die Terrassenanlage verteilt und dennoch präzise an Ort platziert. Es entstehen differenzierte Aufenthaltsqualitäten im Freien. Während die einen Flächen für Spiel und Sport geeignet sind, kann zum Beispiel die «Gartenterrasse» und der «Gartenhof» für ruhige und langsame Tätigkeiten verwendet werden.
Das Projekt wurde 2021 der Öffentlichkeit übergeben.
Mai 2019, Spaziergang durch die Baustelle
Auftraggeber
Stadt Baden, Planung und Bau
Wettbewerbsverfahren
Projektwettbewerb 2013: 1. Preis
Team
Raymond Vogel Landschaften,
Masswerk Architekten Luzern/Zürich
Blesshess AG Bauingenieure Luzern
Atelier Brunecky Zürich Visualisierung
Ausführung Gartenbau: Richard Gartenbau AG, Wetzikon u.a.