Garten S.
Ein Garten zur klassizistischen Villa in Glarus Süd

 

 

Garten in der «Rufi», Glarus Süd
Planung und Realisierung 2015

Publiziert in: Callwey Verlag, Gärten des Jahres 2018

In Zusammenarbeit mit Landolt Gartenbau, Näfels

Das Projekt

Mit der neuen Gestaltung erhält die klassizistische Villa einen adäquaten Garten. Die vorhandene Topologie wird gestärkt und in der Tradition von Hanggärten erweitert, die vor allem in alten italienischen und französischen Villengärten heute noch zu finden ist. Triebfeder war unter anderem die 2014 abgehende ca. 150 Jahre alte Blutbuche und das Bedürfnis der Besitzerin, ihren Garten neu zu ordnen. Die stattliche Buche hinterliess eine lähmende Lücke mitten im Garten.

Als erstes wurde im oberen Teil der Liegenschaft die bequeme, flache Ebene erweitert und neu strukturiert: wie auf einer Plinthe ist die mit Terrasse (I), Hof (II) und Rosengarten (III) ergänzte Villa in der Landschaft verankert.

Neu hinzugefügte Gehölze schaffen unterschiedliche Gartenräume. Sie setzen das Haus und die Aussicht in die Bergwelt überraschend in Szene. Bestehende Zierpflanzen wie Rosen, Stauden und Sträucher haben entsprechend ihrer Lage im neuen Gartenraum einen neuen Platz.

Den Übergang zum unteren Garten schafft eine Eibenhecke entlang der Hangkante. Sie akzentuiert den 2001 zentral angelegten Mauergarten. Zwischen Hof und Baumhain (IV) ehrt die ergänzte Sitzmauer mit neuem Belag die alte Linde.

Von der Lindenkanzel führt eine neue Treppenrampe zum Gartenhaus und Rosengarten, ein neuer Pflasterweg zum Autounterstand (VII), ein Plattenweg zum Strauchhain (VI), Teich (V) und wieder zur Terrasse mit dem plätschernden Brunnen.

Modell Garten in der Rufi

Faltblatt Gartenbesichtigung
Faltblatt zur Besichtigung 2016

Geschichte und Geografie zur «Rufi»

1861 errichtet Melchior Blumer, Gemeindepräsident und Oberstlieutenant das Wohnhaus mit Garten im ruralen Gelände, nachdem dort 1848 ein bestehendes Haus abgebrochen wurde. Dieser Bau gehört zu den sogenannten Blumerhäusern. Ähnliche Bauten wurden in mehreren Gemeinden von Textilfabrikanten erstellt und bewohnt. Sie erhielten deshalb auch die Bezeichnung «Fabrikantenvilla». Melchiors Sohn Peter Blumer erwarb 1863 die Liegenschaft. 1905 wurden dem Haus seitlich zwei kleine Eckbauten hinzugefügt. Bis 1941 blieb es im Besitz der Familie Blumer-Wick. 1941 kaufte Joachim Tschudi-Kupferschmid die Villa. Dessen Frau Valéry Tschudi-Kupferschmid hielt testamentarisch fest, dass die zwischenzeitlich selten genutzte Liegenschaft von sympathischen Leuten übernommen, erhalten und bewohnt werden müsse. 1979 erwarb sie die heutige Besitzerin zusammen mit ihrem Ehemann. Bei der Renovation 1980 wurde der Haupteingang verlegt und der alte Treppenaufgang rekonstruiert. Einige Nadelbäume auf der Ostseite wurden entfernt. Die Hainbuchenhecke wurde um das ganze Grundstück angelegt, ebenso ein kleines Wasserbiotop, welches auch eine Funktion als Retention von Meteorwasser hat. 2001 hat die Besitzerin die kleinen aber massiven Eckbauten durch zwei Glasvolumen und einen japanischen Mauergarten ersetzen lassen, wodurch die ursprüngliche Gestalt der Villa wieder ablesbar ist und der Gartenhang in zwei Bereiche geteilt wurde. Dem Wunsch nach mehr Bezug zwischen Innen- und Aussenraum konnte so entsprochen werden. Nachdem 2006 die alte Lärche nach einem Blitzschlag gefällt wurde und die mächtige Blutbuche 2014 wegen Pilzbefalls weichen musste, war Platz frei für Neues. 2015 liess die Besitzerin den Garten erneuern. Vom alten Baumbestand sind der Feldahorn, die Hainbuche, die Scheinzypresse, die Linde und die Birke noch vorhanden.

Schwanden hiess 1240 de swando. Der Name Schwanden geht auf «schwänten» zurück, d.h. eine Wildnis urbar machen. Somit weist bereits der Ortsname auf frühe wirtschaftliche Tätigkeiten der hier lebenden Menschen hin. Südlich von Schwanden erhebt sich der 1548 als ältestes Jagdbanngebiet der Schweiz eingerichtete Freiberg Kärpf. (Quelle: www.schwanden-gl.ch). «Rufi» beschreibt aus unserer Sicht den Ort und den Boden treffend: Ein heterogener aber Wasser durchlässiger Schotterhang, welcher durch einen Felssturz vom Glärnisch entstanden ist.

In Schwanden treffen die engen Täler mit der Linth und der Sernf aufeinander und schaffen eine eindrücklich offene Hügellandschaft zwischen den hohen Bergen. Die Bergflüsse erinnern daran mit der Welt verbunden zu sein. Johann Heinrich Tschudi (zitiert 2008 in: Departement Bildung und Kultur Kanton Glarus) beschreibt 1714 das Wesen der Landschaft um Schwanden so:

«Es wird auf drey Seithen / namlich gegen Morgen / Mittag und Abend / mit sehr hohen / und fast unwegsamen Gebirgen / gleich als unüberwindlichen Ringmauern umgeben / so dass man sie auch an denen Orthen / wo man den Pass in Italien oder Welschland nehmen muss / nicht ohne grosse Beschwerd und Arbeit besteigen kan. / Gegen Mittnacht aber / wo die Linth zwüschen der March und dem Gaster / den Durchfluss nimmet / ist das Land offen / und wer will / wie auch mancher thut / kan da eynsitzen / und zu Wasser in Engelland und weiteres kommen.»

Das Klima in Schwanden ist gemässigt, aber warm. Es gibt das ganze Jahr über Niederschläge. Selbst der trockenste Monat weist noch hohe Niederschlagsmengen auf. Die Klassifikation des Klimas nach Köppen und Geiger ist Cfb, d.h. humides Klima und warmgemässigte Regenklimate (gemeinhin sind ‛warmgemässigte Klimate’ identisch mit den Subtropen. Nach dieser Definition liegen C-Klimate jedoch zum Teil auch in den humiden Bereichen der kühlgemässigten Zone). Der kälteste Monat weist eine Mitteltemperatur zwischen 18°C und -3°C auf, der wärmste Monat hat eine Temperatur über 10°C. In Schwanden herrscht im Jahresdurchschnitt eine Temperatur von 9.1°C. Über das Jahr verteilt gibt es im Schnitt 1184 mm Niederschlag. Der niederschlagsärmste Monat ist mit 64 mm der Januar. Der meiste Niederschlag fällt hingegen mit durchschnittlich 144 mm im Juni. Im Jahresverlauf ist der Juli der wärmste Monat mit einer durchschnittlichen Temperatur von 18.2°C. Im Januar ist die durchschnittliche Temperatur mit -0.1°C die niedrigste des ganzen Jahres. Die durchschnittlichen Temperaturen schwanken im Jahresverlauf um 18.3°C.
Quelle: www.climate-data.org